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Speak Up!

Performance von Martina-Sofie Wildberger im Rahmen der Berliner Festspiele im Martin-Gropius-Bau.

Am 21. Januar 2018 um 12.30 Uhr und um 16.00 Uhr im Martin-Gropius-Bau in Berlin.

Mit Tobias Bienz, Julia Sewing, Tanja Turpeinen und Martina-Sofie Wildberger.

Im Rahmen der Berliner Festspiele findet vom 19. bis zum 21. Januar 2018 die Konferenz INTO WORLDS im Martin-Gropius-Bau statt. Sie ist Teil der Veranstaltungsreihe "Immersion" und wurde in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung organisiert. Es geht um die Produktion und Erforschung von "immersiven Räumen".

Die Konferenz INTO WORLDS geht den Künsten der Immersion in drei Bereichen nach: in handwerklichen Körpertechniken, spektakulären Unterhaltungsformaten von Jahrmarktsattraktionen bis zur Virtual Reality, sowie spirituellen Mentalpraktiken zwischen religiöser Versenkung und meditativer Selbstoptimierung. Immersion zeigt sich dabei als ambivalente Bewegung. Sie steht einerseits für Selbst- oder Medienvergessenheit, geistige Übung oder Ekstase, ist jedoch andererseits Anlass für Distanznahme und kritische Reflexion: Wie, von wem und wozu werden die verschiedenen Welten gebildet, an denen wir täglich partizipieren? In welche Rollen geraten wir dabei und wie tragen wir zur Bildung dieser Welten bei?

Am 21. Januar ist Martina-Sofie Wildbergers Performance SPEAK UP! im Rahmen der Konferenz zu Gast im Martin-Gropius-Bau.

Martina-Sofie Wildbergers künstlerisches Interesse gilt der erzählerischen Ebene, dem Rhythmus und der akustischen Artikulation von Sprache. Ihre künstlerische Praxis umfasst Textarbeiten sowie Lectures und Performances, die vom Verhältnis von Sprache, Bewegung und Raum bestimmt sind. In der Kopplung des mündlichen Vortrags mit präzise choreografierten Bewegungsabläufen werden ihre Texte räumlich und sinnlich erfahrbar.

An den Swiss Art Awards 2017 zeigt Martina-Sofie Wildberger die Performance SPEAK UP! (to speak up: engl. für „das Wort ergreifen“, „lauter sprechen“, „für etwas oder jemanden einstehen“). Texte der Künstlerin dienen als Ausgangsmaterial, die nach einem bestimmten Regelsystem von vier Performern zur Aufführung gelangen: From wall to wall / Back against the wall / Back to back / In front of each other / Too close in front of each other / Intimate / Where in space / Everywhere lauten die losen Regieanweisungen der Künstlerin an die Performer, dazu kommen eine vorgegebene Zeitangabe. Die vier Performern nutzen diese Anhaltspunkte zur Improvisation und Inszenierung unterschiedlicher räumlicher Konstellationen. Mit ihren Schritten durchmessen Sie den Raum, begegnen sich zu einem kurzen Dialog, einem mündlichen Schlagabtausch, einem lauter werdenden Sprechchor der ganzen Gruppe. Es entstehen intime Komplizenschaften zwischen zwei AkteurInnen, zwischen Publikum und den Performern. Ihre Körper ziehen sich an und stossen sich ab, drehen sich umeinander, ohne sich je zu berühren. Die Berührung geschieht in ihren Blicken, im Ausloten zwischen Nähe und Distanz, im Austausch der Sätze und deren akustischer Modulation.

In der Wiederholung der Textfragmente gibt es klare Muster und Beziehungen, die im Verlauf der Performance sichtbar werden. Die Wiederholung ist jedoch nie dieselbe: Durch die wiederkehrenden Abläufe präzisieren sich die Bewegungen. Eine überraschende Wendung im Tonfall gibt dem Gesprochenen eine neue Bedeutung, rückt es in einen anderen Sinnzusammenhang. Dazu kommen die Variationsmöglichkeiten von Aussprache und Lautstärke, der eigene Akzent der Sprechenden unterstreicht das Persönliche des Sprechakts. Damit lässt sich das Spektrum der mündlichen Meinungsäusserung ausloten, bis zur perfekten Beherrschung der Optionen in beschränktem Feld. Der Raum wird zur Bühne, zur Landschaft, zum Echoraum.

Dann eine Pause – Stille – Stillstand. Die Absenz des Gesprochenen führt dem Betrachter die eigene Präsenz im Raum vor Augen. Everybody is gone. Was bleibt ist ein Nachhall, das Schweigen als äusserste Konsequenz des Sprechens.

https://www.berlinerfestspiele.de